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Höflichkeit schlägt Ehrlichkeit. Oder anders herum? Wertekompass in Balance

Aktualisiert: 29. Aug.



Wie wichtig ist es Dir, ehrlich zu sein und offen Deine Meinung zu sagen? Oder möchtest Du lieber rücksichtsvoll und höflich auf Dein Gegenüber eingehen?


Lass uns mit einem Beispiel beginnen: Mia sitzt nach einem stressigen Arbeitstag müde zu Hause. Sie freut sich auf einen entspannten Abend, als eine Nachricht ihrer besten Freundin auf dem Handy erscheint: „Lust auf ein Abendessen heute? Bist eingeladen. Es gibt was zu feiern!“ Am liebsten würde Mia nein sagen, aber sie will ihre Freundin nicht verletzen. Sie sitzt in einer Zwickmühle.


Höflichkeit stärkt die Beziehung

Die höfliche Mia antwortet "Essen gehen? Feiern? Bin dabei.“

Mit dieser Reaktion stellt sie ihre eigenes Ruhebedürfnis bewusst hinten an. Mia zeigt Diplomatie und agiert taktvoll. Nachgiebig. Damit stärkt sie die Beziehung. Ihrer Freundin gibt sie ein gutes Gefühl. Und sich auch.

Die zwei treffen sich zum Essen und haben einen schönen Abend. Mia festigt die Freundschaft - trotz ihrer Müdigkeit.


Ehrlichkeit stärkt die eigenen Interessen

Die ehrliche Mia antwortet „Essen heute? Sorry, bin zu müde.“

Sie beschreibt authentisch und spontan ihre Situation. Mit ihrer offenen Botschaft sorgt sie für sich selbst. Auch wenn ihre Freundin eine Absage bekommt, weiß diese, woran sie ist. Schließlich kennt sie Mia schon lange und weiß ihre Aufrichtigkeit zu schätzen.

Später geht Mia wie geplant früh ins Bett und liest noch ein Buch. Dabei plant sie, ihre Freundin zum Nach-Feiern einzuladen.


Wenn Höflichkeit zur Fassade wird

Kennst Du eine Person, die in jeder Situation höflich ist? Die ihre eigene Meinung lieber nicht offen vertritt?

Diese Person passt sich der Umgebung an, bietet keinerlei Angriffsfläche. Sie kommuniziert gemäß der Maxime des Schriftstellers Ernest Hemingway: „Die Lüge tötet die Liebe. Aber die Aufrichtigkeit tötet sie erst recht."

Höflichkeit kann dann die Funktion einer Fassade habe und Schutz bieten. Hinter einer solchen Höflichkeitsfassade versteckt sich gut die eigene Meinung mit ihren Ecken und Kanten. Um des lieben Friedens willen.

Ein solches Kommunikationsverhalten entspringt dem Wunsch, sich anzupassen und zu integrieren. Oder resultiert aus der Furcht, Sympathie zu verlieren und die Beziehung zu belasten.


Wenn Ehrlichkeit verletzt

Dann gibt es Personen, die ihre Perspektive offen und ehrlich kommunizieren. Mitunter sogar brutal. Sie weisen andere Meinungen zurück, zeigen sich kompromisslos. Oder sie erzählen ungefragt private Geschichten.

Ihnen fehlt ein Gefühl für die Wirkung der eigenen Worte beim Anderen. Das führt manchmal zu Irritationen. Ihre Distanzlosigkeit kann das Gegenüber sogar verletzen.

Hinter einer solchen schonungslosen Transparenz kann sich auch eine Angst verbergen. Die Angst, das eigene Ziel aus den Augen zu verlieren. Und damit die Orientierung.


Balance zwischen Höflichkeit und Ehrlichkeit als Weg

Höflichkeit fördert das Zusammenleben, Ehrlichkeit auch. Beides sind wünschenswerte Eigenschaften. Sie ergänzen sich einander und gehören zusammen. In jeder Kommunikation bewegen wir uns in einem "Feld" zwischen diesen zwei Werten.

Idealerweise können wir zwischen beiden Werten wählen. Je nach Situation entscheiden wir uns dann für eine höfliche Antwort oder für eine ehrliche Antwort oder für einen Kompromiss dazwischen.

So kannst du deinen Wertekompass je nach Situation flexibel ausrichten. Kraftvoll zu deinen eigenen Interessen zu stehen, und dich gleichzeitig den Bedürfnissen der anderen Person zu öffnen, ist die Kunst und der Weg.


Schritte für deinen Wertekompass in Balance

Alles beginnt mit der Wahrnehmung deiner Bedürfnisse: Was willst du? Jetzt? Und wofür? Für die Antwort hilft es kurzfristig, eine kleine Pause zu machen. Einen Schluck trinken, auf Toilette gehen oder einmal drüber schlafen. Langfristig hilft zum Beispiel ein Kurs in Gewaltfreier Kommunikation nach Rosenberg.


Als nächsten Schritt blickst du auf dein Umfeld: Welche Absicht könnte dein Gegenüber haben? Manchmal hilft es zu fragen, wie und warum etwas wichtig ist.


Schritt drei betrifft deinen Handlungsspielraum: Willst du dich für deine Interessen stark machen (Team Ehrlichkeit)? Oder lieber auf dein Gegenüber eingehen (Team Höflichkeit)? Oder gemeinsam nach einem Kompromiss suchen (Team konstruktiver Konflikt)?


Dann wählst du unter den dir zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen aus. In Abhängigkeit von deiner inneren und der äußeren Situation. Führ dich in Balance.


 

Quellen


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